
An sich arbeiten
Bäckerzeitung 49.2013
von Hartmut Volk
Fachliche Weiterbildung ist für die meisten heute eine mehr oder weniger selbstverständliche Maßnahme. Deutlich anders aber sieht es bei der Persönlichkeitsbildung aus. Viele, sehr viele sogar sind in Beruf oder Ehrenamt teilweise ganz herausragende Fachleute mit beeindruckendem Wissen und Können. Leider nur versäumen sie über die Konzentration auf die Pflege ihres Fachwissens, sich auch als Persönlichkeit weiterzubilden. Ein Manko, das sich recht häufig am Umgangsverhalten zeigt und über diesen Umweg nicht gerade selten die hervorragende fachliche Qualität ihrer Wirkung beraubt.
Bemerkenswert, dass sich eigentlich kaum jemand wirklich über diese Zusammenhänge Gedanken macht. Ohne Zweifel ist das Fachwissen eine Trumpfkarte im beruflichen Geschehen. Doch wie immer wieder zu beobachten ist, ist der Joker ‚Persönlichkeitsbildung‘, sprich reflektiertes, diszipliniertes, auf andere wirklich eingehendes, gewinnendes Umgangsverhalten in Grenzsituationen die Karte, die sticht! Die persönliche, nicht fachbezogene Entwicklungsarbeit ist unter den heutigen beruflich-geschäftlichen Wettbewerbsbedingungen deshalb eine unverzichtbare Maßnahme zur Festigung der grundlegenden berufspraktischen Fitness.
Persönlichkeitsbildung, welche zentrale Aufgabe kommt da in den Blick? Das notwendige, für die persönliche Entwicklung und Positionierung unverzichtbare Hinterfragen des eigenen Tuns wie Lassens, der kritische Blick auf das eigene Verhalten, der Versuch, sich auch mal mit den Augen anderer zu sehen. Ebenso aber auch das Bemühen, die gewöhnliche, meist gut vertraute Alltags- und Berufswelt gedanklich regelmäßig zu durchbrechen, deren Vorstellungen, Vorgaben und Rituale zu hinterfragen, Fundiertes, tatsächliches Besserwerden lässt sich nur so erreichen. Fachliche Weiterbildung allein, so unverzichtbar sie auch ist, kann das nicht gewährleisten.
Nur die bewusste, konsequente, gleichwohl aber auch unverbissene Arbeit an sich selbst hilft, den Blick zu weiten, die Zeichen am Horizont und überhaupt neue Horizonte zu erkennen und zu eröffnen, Routinen in Denkmustern wie in Handlungsweisen zu entlarven! Das Bemühen um Persönlichkeitsentwicklung sensibilisiert für die unendlich vielen Möglichkeiten von Mensch und Sache, energetisiert und wappnet für mögliche Krisen – weil es dafür sorgt, den unbewussten Drehbüchern im Kopf, die oft genug fest zementiert das Handeln und damit auch den oft kontraproduktiven, selbstschädigenden Umgang mit anderen bestimmen, auf die Schliche zu kommen.
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