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Spaßbremsen – vermeintlich gesund?

 

Bäckerzeitung 7. 2015
 

von Mag. Angela Mörixbauer – Nehmen wir uns die Lust am Essen? Es scheint so. Der Anteil der strengen Veganer oder Rohköstler steigt, entsprechende Lokale, die quer Beet auf ‚Frei von’ setzen, boomen. Die beliebtesten No-Gos sind Fleisch, Fett, Zusatzstoffe, Pestizide und das Erhitzen der Speisen. Woher kommt dieses Bedürfnis, Lebensmittel in ‚gut’ und ‚böse’ einzuteilen?

Ernährungswissenschafter werden nicht müde zu betonen, dass es keine Grundlage dafür gibt, Lebensmittel in ‚gesund’ und ‚ungesund’ einzuteilen. Nicht einzelne Lebensmittel machen krank, sondern eine ungesunde Ernährungsweise. Dennoch propagieren sowohl Medien als auch selbsternannte ‚Ernährungsexperten’ immer wieder diese vereinfachende Kategorisierung.

Woher kommt dieser Trend zur Kasteiung? Warum leben wir, wie der Wiener Philosoph Robert Pfaller feststellt, in einer Verbots- und Verzichtskultur?

In Europa geht es uns, was die Nahrungsversorgung angeht, ungewöhnlich gut. Wir leben in einem richtigen Schlaraffenland. Möglicherweise ist es genau dieses Schlaraffenland, das uns zu schaffen macht. Denn die fast unüberschaubare Auswahl an Lebensmitteln erfordert permanente Entscheidungen. Und Entscheidungsfindung kann auch Stress bedeuten. Wir wollen klare Aussagen, Einteilungen in ‚gut’ und ‚böse’, damit uns die Entscheidung leichter fällt.

Eine fundierte Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel ist aus fachlicher Sicht nicht möglich. Vermeintliche Gesundheitsargumente gehen ins Leere und verderben lediglich die Freude am Essen. Im Extremfall fördert diese Dichotomie sogar krankhaftes Essverhalten und Radikalisierungen. Selbst politische Maßnahmen wie die Ampelkennzeichnung oder die Fettsteuer wirken sich, wie man in Dänemark beobachten konnte, nicht oder nur marginal auf die Lebensmittelauswahl aus – und verstärken nur die Schwarz-Weiß-Malerei. Ziel sinnvoller Kommunikationsmaßnahmen sollte sein, die Genussfähigkeit zu fördern und die Fähigkeit, seinen eigenen Körper, dessen Signale und Botschaften wieder bewusster wahrzunehmen und mehr darauf zu vertrauen. Und damit entspannter, lustvoller zu essen.

 

 


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