Sechs Teelöffel Zucker sind genug
Bäckerzeitung 11. 2015
Kaum hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine neue Empfehlung für den Zuckerkonsum herausgegeben, rauscht es auch schon in Blätterwald. Renommierte Medien wie der Spiegel oder die Welt haben das Thema aufgegriffen und kommentiert. Zucker bewegt die Menschen.
Wer gesund leben möchte, sollte laut WHO höchstens 10 % seiner täglichen Kalorien in Form von Zucker aufnehmen. Noch besser sei es, den freien Zucker gleich auf 5 % zu reduzieren, also höchstens 25 Gramm pro Tag zu sich zu nehmen, heißt es in der neuen Richtlinie. Das entspricht etwa sechs Teelöffeln pro Tag.
Als kritischer, freier Zucker gilt dabei jeder Zucker, der Speisen und Getränken zugesetzt wird, sowie Zucker, der natürlicherweise in Honig, Sirup, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten enthalten ist. Die WHO-Richtlinie bezieht sich nicht auf den natürlichen, in frischem Obst oder in Milch vorkommenden Zucker. Es gebe keine Beweise, dass dieser schädlich wäre. Verarbeitete Lebensmittel hingegen sind laut WHO oft ‚Zuckerbomben’: In einer Dose mit gesüßter Limonade könnten allein schon 40 Gramm Zucker stecken, warnen die Experten. Und schon ein Esslöffel Ketchup enthalte oft einen Teelöffel Zucker.
Bereits 1989 und 2002 hatte die WHO die Empfehlung ausgesprochen, nicht mehr als 10 % der täglich aufgenommenen Kalorienmenge (Energieprozent) in Form von freiem Zucker aufzunehmen. Unter dem Aspekt der Prävention von Adipositas bekräftigt die WHO nun diese Empfehlung. „Die wissenschaftlichen Belege zur Untermauerung dieser Empfehlung sind jedoch mager. Die WHO verweist selbst auf eine Meta-Analyse, wonach sich das Körpergewicht nicht ändert, wenn man beim Zucker spart, aber insgesamt gleich viel Energie aufnimmt“, sagt Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin des forum. ernährung heute.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht die WHO-Empfehlungen eher kritisch, wie der Spiegel berichtet. Ihr reichen die wissenschaftlichen Belege für einen Zusammenhang von Fettleibigkeit und Zuckerzufuhr noch nicht aus. Der Austausch von Zucker durch andere Kohlenhydrate mit derselben Kalorienmenge führte in den Studien nicht dazu, dass die Teilnehmer abnahmen, kritisiert sie in einem Kommentar zum Entwurf der WHO-Empfehlungen.
Schaden würde es auf jeden Fall nicht, wenn viele Menschen täglich ein wenig Zucker einsparen würden – im Gegenteil. In Deutschland nimmt der Durchschnittsbürger rund 36 Kilogramm Zucker pro Jahr zu sich. Das entspricht knapp hundert Gramm pro Tag – weit mehr, als auch die DGE empfiehlt.
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